Jakobus-Pilgergemeinschaft macht sich seit 2003 immer wieder auf den Weg

Großes Ziel ins Auge gefasst

AUGSBURG – Ohne einen kleinen Pilgerrundweg abzuschreiten ist es nicht gegangen, als die Jakobus-­Pilgergemeinschaft Augsburg kürzlich in Oberschönenfeld ihr 20-jähriges Bestehen begangen hat. Zudem wurde in der dortigen Klosterkirche ein Festgottesdienst gefeiert, und in Wellenburg kam man zum Festessen zusammen. 

Damit ist das Jubiläumsjahr aber noch nicht abgehakt. Viele der Mitglieder freuen sich auf die Jakobuswoche und das daran anschließende Pilgern am Samstag, 29. Juli, nach Hinterschellenbach. In dem Ortsteil von Ziemetshausen steht die Jakobuskapelle, die mit der Geschichte der Augsburger Jakobus-Pilger­gemeinschaft eng verbunden ist. 

Seit 1996 machen sich Leute um Pfarrer Hubert Ratzinger von der Stadt aus auf den etwa 30 Kilometer langen Fußmarsch nach Westen zu der inzwischen rund 325 Jahre alten Kapelle. Sie ist so klein, dass Andachten und Gottesdienste gewöhnlich vor dem schlichten Bauwerk im Freien gehalten werden.

Nach sieben Jahren kam der Wunsch auf, dem Pilgermarsch, der sich zur lieb gewordenen Übung entwickelt hatte, eine institutionelle Basis in Form eines eingetragenen Vereins zu geben, berichtet der Zweite Vorsitzende Josef Heirich in Königsbrunn. Er engagiert sich auch als Wegewart und wacht zwischen Oettingen und Türk­heim über die Plaketten. Im Norden der Diözese, in Kaisheim, das am Jakobusweg Regensburg-Eichstätt liegt, wohnt Brigitte Tanneberger, die Erste Vorsitzende.

Im November 2002 gab es eine Informationsveranstaltung, der im Januar des darauffolgenden Jahrs die Gründungsversammlung im Pfarrheim St. Max in Augsburg folgte. Dort war Ratzinger Pfarrer. Heute leitet er die Pfarreiengemeinschaft Großaitingen und ist Präses der Jakobus-Pilger­gemeinschaft. Man nahm sich vor, auch einmal nach Lindau zu pilgern, und schließlich fasste man das ganz große Ziel ins Auge: Santiago de Compostela. 

Heirich pilgerte 2006 in einem Stück dorthin. Andere, die dies wegen ihrer beruflichen und fami­liären Verpflichtungen nicht können, gelangen in Jahresetappen in verschiedenen Gruppen der Jakobus-Pilgergemeinschaft nach Santiago. 

„Das ist gar nicht so einfach“, erläutert Heirich. „Denn je weiter man von der Heimat entfernt ist, desto schwieriger ist es, im nächsten Jahr wieder an den Ausgangsort zu gelangen. Wenn man zum Beispiel in den Pyrenäen aufgehört habe und im folgenden Jahr dort mit dem Pilgern anknüpfen wolle, müsse man mit der Bahn über Paris anreisen.

Zur Zeit gibt es zehn Gruppen, die sich in den Pfingst- oder den Großen Ferien auf den Pilgerweg machen. „Wer mit Jahresetappen zu 14 Tagen an das Grab des heiligen Apostels Jakobus gelangen will, der braucht ungefähr acht Jahre“, schätzt Heirich. Erstaunlich findet er, dass die Leute aus der ersten Gruppe, die sich auf den Weg nach Santiago machte, immer noch zusammenkommen.

26 Jakobsgesellschaften gibt es in Deutschland. Zu den größten gehören die in Aachen und Würzburg mit 7000 bis 8000 Mitgliedern. Dagegen ist der Augsburger Verein mit etwa 180 Mitgliedern, darunter auch viele evangelische, eher klein. Dafür ist er aber selbstständig. Die Jakobspilger in München sind zum Beispiel dem Aachener Verein angegliedert. 

Der Augsburger Verein, der Mitglieder aus ganz Bayern hat und dem sich auch radfahrende Pilger angeschlossen haben, kümmert sich um die Pilgerherbergen in Augsburg St. Jakobus und in Lindau-Reutin. Im umgebauten Elternhaus von Pfarrer Ratzinger in Reutin stehen acht, in der ehemaligen Mesnerwohnung der Augsburger evangelischen Jakobs­kirche sechs Betten zur Verfügung.

Gerhard Buck

Informationen 

im Internet unter www.pilgern-­schwaben.de.

11.06.2023 - Bistum Augsburg